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RE unterliegt einer Reihe von grundlegenden Prinzipien, die für alle Aufgaben, Aktivitäten und
Praktiken im RE gelten. Die folgenden neun Prinzipien bilden die Grundlage für die in den
folgenden Kapiteln dieses Lehrplans vorgestellten Praktiken.

...

Prinzip 1 - Wertorientierung: Anforderungen sind ein Mittel zum Zweck, kein
Selbstzweck

...

Der Wert einer Anforderung ist gleich ihrem Nutzen abzüglich der Kosten für das Ermitteln,
Dokumentieren, Validieren und Verwalten der Anforderung. Der Nutzen einer Anforderung ist
der Grad, den sie dazu beiträgt:

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Prinzip 2 – Stakeholder: Im RE geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse der
Stakeholder zu befriedigen

...

Da es beim RE darum geht, die Wünsche und Bedürfnisse der Stakeholder zu verstehen, ist der
richtige Umgang mit Stakeholdern eine Kernaufgabe des RE. Jeder Stakeholder hat eine Rolle im
Kontext des zu errichtenden Systems, z.B. Benutzer, Kunde, Auftraggeber, Betreiber oder
Regulierungsbehörde. Ein Stakeholder kann auch mehrere Rollen gleichzeitig ausüben. Für
Stakeholder-Rollen mit zu vielen Einzelpersonen oder wenn Einzelpersonen unbekannt sind,
können fiktive archetypische Beschreibungen, sogenannte Personas, als Ersatz definiert werden.
Es reicht nicht aus, nur die Anforderungen der Endbenutzer oder Kunden zu berücksichtigen.
Dies würde bedeuten, dass wir kritische Anforderungen anderer Stakeholder übersehen
könnten. Benutzer, die Feedback zu einem in Gebrauch befindlichen System geben, sollten
ebenfalls als Stakeholder betrachtet werden.
Stakeholder können unterschiedliche Bedürfnisse und Standpunkte haben, was zu konträren
Anforderungen führen kann. Es ist eine Aufgabe des RE, solche Konflikte zu identifizieren und zu
lösen.
Die Einbeziehung der richtigen Personen in die entsprechenden Stakeholder-Rollen ist für
erfolgreiches RE von entscheidender Bedeutung. Praktiken zur Identifizierung, Priorisierung
und zur Zusammenarbeit mit Stakeholdern werden in LE 3.5 beschrieben.

...

RE schafft, fördert und sichert ein gemeinsames Verständnis zwischen den und innerhalb der
beteiligten Parteien: Stakeholder, Requirements Engineers und Entwickler. Es gibt zwei Formen
des gemeinsamen Verständnisses:

...

  • Explizites gemeinsames Verständnis (erreicht durch dokumentierte und vereinbarte
    Anforderungen)

  • Implizites gemeinsames Verständnis (basierend auf gemeinsamem Wissen über
    Bedürfnisse, Visionen, Kontext usw.)

...

Prinzip 4 – Kontext: Systeme können nicht isoliert verstanden werden

...

Systeme sind in einen Kontext eingebettet. Ohne diesen Kontext zu verstehen, ist es unmöglich,
ein System richtig zu spezifizieren. Im RE ist der Kontext eines Systems der Teil der
Systemumgebung, der für das Verständnis des Systems und seiner Anforderungen relevant ist.
Die Systemgrenze ist die Grenze zwischen einem System und seinem umgebenden Kontext.
Anfangs ist die Systemgrenze oft nicht klar, und sie kann sich im Laufe der Zeit sogar ändern.
Die Klärung der Systemgrenze und die Definition der externen Schnittstellen zwischen dem
System und den Kontextelementen, mit denen es interagiert, sind echte RE-Aufgaben.
Gleichzeitig muss der Umfang des Systems - d.h. die Reichweite der gestaltbaren Dinge bei der
Entwicklung des Systems - bestimmt werden. Wir müssen auch die sogenannte Kontextgrenze
berücksichtigen, die den RE-relevanten Teil der Umgebung eines Systems vom Rest der Welt
trennt.
Bei der Spezifizierung eines Systems reicht es nicht aus, nur die Anforderungen innerhalb der
Systemgrenze zu berücksichtigen. RE muss auch in Betracht ziehen:

...

Prinzip 5 - Problem - Anforderung - Lösung: Ein unausweichlich
ineinandergreifendes Tripel

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Ein Problem tritt auf, wenn die Stakeholder mit der Situation, wie sie ist, nicht zufrieden sind. Die
Anforderungen erfassen, was die Stakeholder brauchen, um das Problem zu lösen oder zu
vereinfachen. Ein sozio-technisches System, das diesen Anforderungen gerecht wird, stellt eine
Lösung dar.
Probleme, Anforderungen und Lösungen treten nicht unbedingt in dieser Reihenfolge auf.
Lösungsideen können Nutzerbedürfnisse erzeugen, die als Anforderungen ausgearbeitet und in
eine konkrete Lösung umgesetzt werden müssen. Dies ist typischerweise bei Innovationen der
Fall.

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Prinzip 7 – Evolution: Sich ändernde Anforderungen sind kein Unfall, sondern der
Normalfall

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Systeme und ihre Anforderungen unterliegen der Entwicklung. Das bedeutet, dass sie sich
ständig ändern. Anfragen zur Änderung einer Anforderung oder einer Menge von
Anforderungen an ein System können z.B. verursacht werden durch:

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Prinzip 8 – Innovation: Mehr vom Gleichen ist nicht genug

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Wenn man den Stakeholdern nur genau das gibt, was sie äußern, verpasst man die Gelegenheit,
Systeme aufzubauen, die ihre Bedürfnisse besser erfüllen, als sie es erwarten. Gutes RE strebt
nicht nur danach, die Stakeholder zufrieden zu stellen, sondern auch danach, dass sie glücklich
und begeistert sind oder sich sicher fühlen. Darum geht es schließlich bei Innovation.
RE gestaltet innovative Systeme:

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Prinzip 9 – Systematische und disziplinierte Arbeit: Wir können im RE nicht darauf
verzichten

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Wir müssen geeignete Prozesse und Praktiken zur systematischen Ermittlung, Dokumentation,
Validierung und Verwaltung von Anforderungen anwenden, unabhängig vom tatsächlich
genutzten Entwicklungsprozess. Selbst wenn ein System ad hoc entwickelt wird, verbessert ein
systematischer und disziplinierter Ansatz für das RE die Qualität des daraus resultierenden
Systems.
Es gibt nicht den einen Prozess oder das eine Verfahren im RE, welches in jeder gegebenen
Situation oder zumindest in den meisten Situationen gut funktioniert. Systematisches und
diszipliniertes Arbeiten bedeutet, dass Requirements Engineers:

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