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Die Qualität und Vollständigkeit von Anforderungen hängen erheblich von den einbezogenen Anforderungsquellen ab. Eine relevante Quelle außer Acht zu lassen, führt zu einem unvollständigen Verständnis der Anforderungen oder zu unvollständigen Anforderungen. Die Identifizierung von Anforderungsquellen ist ein iterativer und rekursiver Prozess, der stets neu überdacht werden muss.


Ein gemeinsames Verständnis (Prinzip 3 in LE 2) über den Kontext des zu entwickelnden Systems ist eine Voraussetzung dafür, dass die relevanten Anforderungsquellen identifiziert werden können. Der Bereich zwischen der Systemgrenze und der Kontextgrenze wird als (System-) Kontext bezeichnet (Prinzip 4in LE 2). Der (System-)Kontext wird benötigt, um die Art der zu entwickelnden Anforderungen zu verstehen und so die ursprünglichen Quellen für Anforderungen zu identifizieren.

Anforderungsquellen werden in drei Typen klassifiziert:

  • Stakeholder

  • Dokumente

  • Systeme

Die Stakeholder eines Systems (Definition siehe [Glin2020], siehe auch Prinzip 2 in LE 2) sind die Hauptquelle für Anforderungen. Zu den Stakeholdern eines Systems gehören [BiSp2003]:

  • Benutzer

  • Sponsoren

  • Entwickler

  • Behörden

  • Kunden

Die systematische Identifizierung von Stakeholdern sollte zu Beginn einer Entwicklung stattfinden, und die Ergebnisse sollten im Rahmen einer kontinuierlichen Aktivität verwaltet werden.

Bei allen Systemen mit einer Benutzerschnittstelle stellen die Endbenutzer des Systems eine Stakeholder-Gruppe dar, die für den Requirements Engineer von besonderem Interesse ist. Bei großen Zahlen sollten die Benutzer in Benutzergruppen zusammengefasst werden, um den Ermittlungsprozess zu erleichtern. Ein praktischer Weg, größere Benutzergruppen zu beschreiben, ist die Verwendung von Personas [Coop2004].

Potenzielle Quellen für die Identifizierung relevanter Stakeholder sind:

  • Checklisten mit typischen Stakeholder-Gruppen und -Rollen

  • Organisationsstrukturen

  • Geschäftsprozessdokumentation

  • Marktberichte

  • Anfängliche Stakeholder zur Identifizierung zusätzlicher Stakeholder

Stakeholder sollten in einer aktuellen Stakeholderliste mit (mindestens) den folgenden Informationen dokumentiert werden:

  • Name

  • Funktion (Rolle)

  • Zusätzliche persönliche und Kontaktdaten

  • Zeitliche und räumliche Verfügbarkeit während der Projektlaufzeit

  • Relevanz

  • Fachgebiet und Umfang an Fachwissen

  • Ziele und Interessen bezogen auf das Projekt

Quelle: Basiswissen Requirements Engineering 3.0

Schwierigkeiten mit Stakeholdern entstehen meist dann, wenn die Rechte und Pflichten eines Stakeholders unklar sind oder wenn die Bedürfnisse des Stakeholders unzureichend beachtet werden. Stakeholder-Relationship-Management [Bour2009] ist ein effektiver Weg, um Schwierigkeiten mit Stakeholdern entgegen zu wirken.

In den meisten Systemkontexten stehen weitere Quellen. Diese müssen für ein erfolgreiches neues System ebenfalls in Betracht gezogen werden, da die meisten Stakeholder nicht über das Offensichtliche sprechen: ihre „unterbewussten“ Anforderungen (LE 4.2).

Zusätzliche Quellen für Anforderungen sind unter anderem:

  • Bestehende und Altsysteme

  • Prozessdokumente

  • Rechtliche oder regulatorische Dokumente

  • Unternehmensspezifische Vorschriften

  • (Marketing-)Informationen über potenzielle zukünftige Benutzer

  • Eine weitere Anforderungsquelle kann durch die Betrachtung ähnlicher Situationen in völlig anderen Bereichen gefunden werden.

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