Prototypen im Requirements Engineering
Im RE sind Prototypen ein Mittel zur Spezifikation von Anforderungen durch Beispiele und zur Validierung von Anforderungen. Insbesondere, wenn die beteiligten Stakeholder keine natürlichsprachige, vorlagen- oder modellbasierten Arbeitsprodukte schreiben und überprüfen wollen, können Prototypen verwendet werden.
Explorative Prototypen [LiSZ1994] werden verwendet, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, Anforderungen zu klären oder Anforderungen auf verschiedenen Ebenen der Detaillierung (fidelity) zu validieren. Sie werden nach Gebrauch verworfen.
Wireframes sind mit einfachen Materialien oder Skizzier-Werkzeugen gebaute Prototypen mit geringer Genauigkeit (low-fidelity), die in erster Linie zur Diskussion und Validierung von Designideen und Konzepten zur Benutzeroberfläche dienen.
Mock-Ups sind Prototypen mittlerer Genauigkeit (medium-fidelity). Bei der Spezifikation digitaler Systeme verwenden sie reale Bildschirme und Klickfolgen (click flows), aber ohne echte Funktionalität. Sie dienen in erster Linie der Spezifikation und Validierung von Benutzerschnittstellen.
Native Prototypen sind high-fidelity Prototypen, die kritische Teile eines Systems so weit implementieren, dass die Stakeholder anhand des Prototyps erkennen können, ob der prototypische Teil des Systems sich wie erwartet verhält und funktioniert.
Abhängig vom Grad der Genauigkeit können explorative Prototypen ein teures Arbeitsprodukt sein, sodass immer ein Kompromiss zwischen Kosten und erzieltem Nutzen besteht.
Evolutionäre Prototypen [LiSZ1994] sind Pilotsysteme, die den Kern eines zu entwickelnden Systems bilden. Das endgültige System entsteht durch die schrittweise Erweiterung und Verbesserung des Pilotsystems in mehreren Iterationen.