Lerneinheit: Nutzwertanalyse
Die Nutzwertanalyse (NWA; auch Punktwertverfahren, Punktbewertungsverfahren oder Scoring-Modell genannt) gehört zu den qualitativen, nicht-monetären Analysemethoden der Entscheidungstheorie. Die Nutzwertanalyse ist eine Methodik, die die Entscheidungsfindung bei komplexen Problemen rational unterstützen soll. Die Nutzwertanalyse ist ein relativ altes Verfahren, das seine Ursprünge in der volkswirtschaftlichen „Utility Analysis“ hat. Im deutschsprachigen Raum wurde es durch Zangemeister (1976) bekannt. Während die Kosten-Nutzen-Analyse verschiedene Kriterien nur unter Effizienzgesichtspunkten betrachtet, bewertet die Nutzwertanalyse die Effektivität bzw. den Outcome. Die Nutzwertanalyse findet u. a. Anwendung im Controlling, im Projektmanagement, in der Volkswirtschaftslehre und sogar im Vergaberecht, eben überall dort wo eine Beurteilung auf Basis mehrerer quantitativer und qualitativer Kriterien, Zielen oder Bedingungen getroffen werden muss.[1] Die NWA ist die „Analyse einer Menge komplexer
Handlungsalternativen mit dem Zweck, die Elemente dieser Menge entsprechend den Präferenzen des Entscheidungsträgers bezüglich eines multidimensionalen Zielsystems zu ordnen. Die Abbildung der Ordnung erfolgt durch die Angabe der Nutzwerte (Gesamtwerte) der Alternativen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nutzwertanalyse
Muster Nutzwertanalyse
Ablauf der Nutzwertanalyse
Die Nutzwertanalyse
Die Nutzwertanalyse hilft bei der Auswahl von Alternativen! Sie eignet sich besonders zur Bewertung von verschiedenen Handlungsalternativen und dient somit als Entscheidungshilfe.
Die Methode kann immer dann eingesetzt werden, wenn die Bewertung von Alternativen nicht in erster Linie anhand von konkreten Zahlen und Fakten geschieht, sondern auch subjektive Einflüsse eine Rolle spielen.
Der Ablauf
Die Nutzwertanalyse wird in folgenden Schritten durchgeführt:
Festlegung der Alternativen bzw. Entscheidungsvarianten
Die verschiedenen Varianten, aus denen eine ausgewählt werden soll, werden gesammelt und festgehalten. Es ist hilfreich, wenn diese Liste nicht allzu lang wird, weil die Methode sonst sehr aufwändig wird.Definition von Bewertungskriterien
Es werden die Kriterien festgelegt, anhand derer eine Entscheidung getroffen werden soll. Diese Kriterien sind häufig Anforderungen an das Produkt oder zu erreichende Ziele. Hier entsteht meist eine Liste von bis zu 10 Kriterien.Gewichtung der Bewertungskriterien
Jedem Kriterium wird ein Prozentsatz hinterlegt, der die Wichtigkeit des Kriteriums belegt. Die Summe der Einzelgewichtungen muss 100% ergeben.Festlegung des Bewertungsmaßstabes
Die einzelnen Kriterien werden mit Punkten bewertet. Um hier eine Eindeutigkeit sicherzustellen, muss der Bewertungsmaßstab genau definiert werden, z.B. 5 Punkte = sehr gut, 1 Punkt = mangelhaft.Bewertung der Alternativen
Hier erfolgt die eigentliche Bewertung: Pro Kriterium und Alternative werden nun Punkte vergeben und die gewichteten Punkte berechnet.Summierung und Auswahl
Durch Summierung der Einzelgewichtungen ergibt sich die gewichtete Punktzahl pro Alternative. Die Alternative mit der höchsten Punktzahl entspricht den definierten Kriterien am besten.
Die Nutzwertanalyse im Beispiel
Laufschuh „Flinke Füße“ vs. „Wie der Blitz“ – welcher soll es werden? Die Entscheidungsalternativen stehen fest. Anhand welcher Kriterien sollen sie nun bewertet werden? Es werden folgende Kriterien festgelegt:
Produktionskosten
Innovationsgrad
Massentauglichkeit
In Absprache mit der Geschäftsführung werden die Produktionskosten mit 45% am höchsten gewichtet, gefolgt von der Massentauglichkeit mit 35% und dem Innovationsgrad mit 20%.
Anschließend erfolgt der wichtige Schritt: die Bewertung! Für beide Laufschuhe werden die Punkte pro Kritierum vergeben:
„Flinke Füße“ weist geringe Produktionskosten auf (4 Punkte = gut), verfügt jedoch über einen recht geringen Innovationsgrad (2 = ausreichend). Bei Produkt B sieht es anders aus: Ihm werden ein höherer Innovationsgrad, höhere Produktionskosten und eine höhere Massentauglichkeit bescheinigt.
Nach Ermittlung und Aufsummierung der gewichteten Punktzahlen ergibt sich folgendes Ergebnis: Laufschuh „Flinke Füße“ erhält mit 3,25 gewichteten Punkten den höheren Wert und würde nach dieser Analyse als nächstes Produkt auf den Markt gehen.
Aus dem Ergebnis kann abgeleitet werden, dass es sich hier vermutlich um ein eher konservatives Unternehmen handelt. Ein junges und finanziell gut ausgestattetes Start-Up würde vermutlich den Innovationsgrad deutlich höher bewerten, um im Markt ein Alleinstellungsmerkmal zu besitzen.
Vorteile und Nachteile der Nutzwertanalyse
Vorteile:
Entscheidungen können transparent gefällt werden.
Die Entscheidungsfindung liegt schriftlich vor und kann auch in der Zukunft nachvollzogen werden.
Die Nutzwertanalyse kann gut im Team und/oder von verschiedenen Personen durchgeführt werden und als Diskussionsgrundlage dienen.
Nachteile:
Die Bewertung ist recht subjektiv. Die Festlegung der Gewichtungen und die Vergabe von Punkten sind keine exakt messbaren Vorgänge.
Bei sehr vielen Alternativen und/oder Bewertungskriterien wird die Methode schnell zeitaufwändig.
Neugierig geworden? Die Nutzwertanalyse ist sehr praktisch. Nicht nur im Projekt, sondern durchaus auch bei Alltagsentscheidungen wie „Was ist mein nächstes Reiseziel?“. Aufgrund der aufwändigen Erstellung, besonders bei vielen Alternativen und Kriterien, eignet sie sich allerdings nicht für jede klitzekleine Projektentscheidung. Setze die Methode angemessen ein, dann wird sie dir mit Sicherheit helfen!
Muster und Schulungsbeispiel