Elektronischer Datenaustausch EDI
Elektronischer Datenaustausch (englisch electronic data interchange, EDI) bezeichnet innerhalb der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) als Sammelbegriff den Datenaustausch unter Nutzung elektronischer Transferverfahren. Direkt beteiligt (als Absender, Transporteur und Empfänger der versendeten Nachrichten) sind dabei Anwendungssysteme der beteiligten Unternehmen/Organisationen.
In einem engeren Sinn werden mit EDI-Standards konkrete Verfahren und Vereinbarungen zum Datenaustausch bezeichnet, die zwischen Unternehmen oder durch Normierungsvorschläge von Branchenverbänden entwickelt wurden. In diesem Zusammenhang steht der Begriff nur für unternehmensübergreifenden Transfer standardisierter Geschäftsdaten.[1]
Grundidee
Der grundlegende und entscheidende Vorteil bei der Nutzung von EDI liegt in der hohen Geschwindigkeit der elektronischen Übertragung in Verbindung mit der Vermeidung menschlicher Fehler bei der Übertragung von Informationen von der einen zu der anderen Institution. Durch EDI wird es möglich, Geschäftsdaten interventionsfrei zwischen den Anwendungsprogrammen der beteiligten Partner auszutauschen. Daraus ergibt sich die maximale Rationalisierung eines Geschäftsprozesses wie zum Beispiel der Übermittlung einer Bestellung: Die Bestellung des Kunden ist fast augenblicklich, zuverlässig und exakt übereinstimmend als Auftrag im System des Lieferanten erfasst. Es entfällt die Postlaufzeit gegenüber der Verwendung von Papier und gegenüber Fax oder E-Mail entfällt die manuelle Erfassung des Auftrages im Lieferantensystem, ebenso wie die Nachbearbeitung einer Quote von fehlerhaft erfassten Aufträgen. EDI wird in aller Welt eingesetzt, in allen Branchen, für unterschiedlichste Anwendungen. EDI trägt den mit Abstand größten Teil zum weltweit elektronisch ausgetauschten Datenvolumen bei. Es ist trotz seiner für EDV-Verhältnisse langen Geschichte immer noch modern, seine Nutzung nimmt weiter zu.
Geschichte
Vermutlich wurde in den 1960er Jahren in den USA zum ersten Mal EDI eingesetzt. Es wurden Nachrichtenstrukturen für den konkreten Bedarf definiert, Standards gab es noch nicht. Die Übertragung der Daten erfolgte mit den damals verfügbaren Mitteln über Telefon- und Telex-Leitungen.
Das Aufkommen der Value Added Networks (VAN), privatwirtschaftlich betriebener Netzwerke, ermöglichte Institutionen durch einen einzigen Anschluss an das Netz anschließend EDI-Nachrichten mit allen an dem Netz beteiligten Partnern austauschen zu können. Außerdem wurde durch die Betreiber der Netze Beratung und Unterstützung angeboten.
1977 wurde SEDAS als Standard-Nachrichtenformat für den Austausch von Rechnungen und Aufträgen (Bestellungen) im Konsumgüterhandel eingeführt.
Als erster bedeutender Nachrichtenstandard erschien 1978 die erste Nachrichtennorm für Lieferabrufe, die VDA 4905, erster Datenaustausch zwischen VW und Hella.
1988: erste Verabschiedung des Nachrichtenstandards UN/EDIFACT durch die Vereinten Nationen (UN)
Das Aufkommen des Internets (des WWW) löste die E-Business-Euphorie aus. Das neue gemeinschaftliche Netz induzierte ganz neue Ideen für elektronischen Geschäftsdatenaustausch über bisherige Grenzen hinaus.
, insbesondere B2B-Marktplätze, nutzten die Idee der Value Added Networks, diesmal unter Verwendung der neuen Möglichkeiten des Internets, erneut als Geschäftsmodell.
Es bildeten sich abgeschlossene Netzwerke für einzelne Branchen und Anwendungen unter Zuhilfenahme von Internet-Technologien. Bekannte Beispiele dafür sind RosettaNet, ANX und sein europäischer Ableger ENX.
Neue Initiativen wie ebXML, RosettaNet und neue Technologien wie Web-Services erweitern die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation zwischen Institutionen in Richtung synchroner Verfahren, die über EDI hinausgehen.
Nachrichten Standards
Damit EDI-Nachrichten vom Empfänger verarbeitet werden können, müssen sie einer vorher bekannten Struktur („Austauschformat“) entsprechen. Es gibt weltweit unzählige verschiedene Strukturen für EDI-Nachrichten. Einige wichtige Standards werden im Folgenden aufgelistet:
– für Banken
– der umfassendste und weltweit gebräuchlichste Standard, wird von der Wirtschaftskommission für Europa (UN/ECE) der Vereinten Nationen verantwortet. Innerhalb EDIFACT gibt es branchenspezifische Subsets wie z. B. EDIFICE und EANCOM
– hauptsächlich in den USA verbreiteter Standard
GTDI (Guidelines for Trade Data Interchange) – ein von der UN/ECE in Genf entwickeltes und in Großbritannien heute noch stark vertretenes Standardformat. Es war gemeinsam mit ANSI ASC X12 die Basis für UN/EDIFACT.
– Standard der deutschen Automobilindustrie. Es findet keine Weiterentwicklung mehr statt. Ersatz sind EDIFACT-Nachrichten.
– für das Bauwesen (Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen)
– Standard der europäischen Automobilindustrie. Es existieren noch Odette-eigene Formate. Heute werden Neuentwicklungen nur noch auf Basis der EDIFACT-Syntax entwickelt und veröffentlicht.
– Automobilstandard vor allem in Frankreich, sehr ähnlich ODETTE
– für den Datenaustausch zwischen Speditionen
– Finanzberichterstattung
– Offenes Datenaustauschformat im Bahnsektor für Fahrpläne, Zugskompositionen und Streckenmerkmale
– Ein Non-Profit-Konsortium, an dem sich über 600 Firmen vorwiegend aus der Elektronikbranche beteiligen. Ziel ist die Entwicklung und Einführung von offenen e-Business-Standards und -Services in der Industrie.
– deutscher Standard für den elektronischen Datenaustausch zur überbetrieblichen Auftrags- und Projektabwicklung
– Transaktionsstandard zum Austausch von Geschäftsdokumenten wie zum Beispiel Rechnung, Bestellung oder Lieferavis und Zahlungsavis. Es gibt für jede Dokumentenart eine Spezifikation.
– XML-Standard zum Austausch von Geschäftsdokumenten aller Art, mit der Besonderheit, dass für alle Dokumentenarten dieselbe Datenstruktur verwendet wird.